Co (vid19) Konstruktiv

Kunst findet überall statt! Es ist die Arbeit der Künstler die Gegenwart zu hinterfragen und der Gesellschaft neue Perspektiven aufzuzeigen. So auch in dieser schwierigen Zeit, da die Welt Kopf steht.

Was geschieht nachdem Apollo Coronide umgebracht hat?

Apollo tötet Coronide

Apollo schwängert zuerst seine Geliebte Coronide und tötet sie darauf, geblendet vor Eifersucht, um ihr den Leib aufzureissen und ihr das Kind aus dem Bauch zu entfernen. Dieses Frühgebürtchen überlebt, und tritt so seinen Lebens-und Leidensweg als Halbgott an. Sein Zeichen wird ein ambiguer Blutkreislauf sein, den ihm durch heimliche Machenschaften die Götter als Gabe erteilt haben. Einerseits produziert nun der Junge Giftblut und andererseits heilendes Blut.

Mich interessiert hier das Heilsame das ich in Form von Projekten wieder einfliessen lassen möchte, denn

Projekt im Corona-Hier

CoronaExpo an der Sesam

Projekt im dort – Sehnsucht nach Süden!

Wie schneidet man seine Seele entzwei? Im hier verweilen und doch im dort? Entbehrung, Corona lehrt es uns, lässt die Sehnsucht anschwellen. Wehmut kommt auf, nach Süden. Wann öffnen die Grenzen wieder. Wir ewigen Romantiker.

Mail von V. an A. (12.8.2020)


Schön von dir zu hören. Besonders diese Beschreibung aus deutscher Feder von der Sehnsucht nach Italianità. Ja ich glaube das vereint uns, im Inneren Südländer zu sein. Gestern im Kunstmuseum Bern habe ich eine interessante Ausstellung gesehen die mich auch reflektieren liess. Die Ausstellung heisst,  Alles zerfällt : Schweizer Kunst von Böcklin bis Valloton. Und scheint mir eine gelungene Form in Zeiten des Covids zu sein, um den Museumsfundus wieder aufzuwühlen und dem Publikum neu zu präsentieren. Interessant für mich insofern, als dabei die Identitätskrise des Ende 19. Jahrhunderts thematisiert wird. Als nämlich die Dörfler (wie meine Vorfahren) in die Stadt zogen  und dabei ein kollektives Trauma im Gepäck mitnahmen. Der Übergang von einer dörflichen recht abgeschotteten Gemeinschaft hin zur industrialisierten städtischen, durchlässigen Gesellschaft. Die Konfrontation mit der zersplitterten und widersprüchlichen Welt, die eine Rückkehr zu ländlichen Werten und Traditionen, nach natürlicher sozialer Ordnung herbeiwünschte. Die Sehnsucht nach Einheit des Einzelnen und der Gemeinschaft.

Dies wohl der Grund weshalb ich in unserem Haus in Sizilien  mit lauter Reproduktionen von Segantini, Millet und Carrigiet aufgewachsen bin.  Nicht nur ein Zeichen der Schwermut meiner Eltern und Grosseltern und die Erinnerungen an eine vergangene Schweiz, sondern vor allem  Sehnsucht nach einer verlorenen Identität. Romantik pur, die dann aufkommt wenn die Umstände (Covid) uns zwingen uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir suchen einen Sinn im Rückzug zur Natur. So hilft mir Covid bei der Umschreibung unserer ambiguen kulturelle Zugehörigkeit, hingezogen zum Norden, wie zum Süden. Eine diffuse Identität, die den Migranten ausmacht. Deshalb wohl die Geburt von Michelina, deshalb wohl unsere Freundschaft. Schön Michelina bei euch zuhause zu wissen. Das macht Sinn.

Alles zerfällt! Kunstmuseum Bern